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Die Liebe und das Böse



Was ist die Wurzel des Bösen? Die Wurzel ist das abgeschnitten sein von der Liebe. Das Böse ist ein Zustand, wo etwas fehlt, nicht wo etwas ist. Liebe dagegen ist.


Wie kann es sein, dass ein Mensch in den Krieg ziehen möchte? Wie kann es dazu kommen, nicht ganz klar und entschlossen nein zu sagen, jemanden zu schaden? Das ist möglich, wenn der Mensch sich von der Liebe entfremdet hat. Er ist selbst abgespalten von seinem authentischen, liebevollen Wesen. Das Mitgefühl, was den natürlichen Impuls auslöst, jemanden nicht zu verletzen, ist verkümmert. Der Mensch mutiert zum Programm ohne Reflektionsvermögen, zum ausführenden Organ.

Das Böse äußert sich nicht nur dadurch, dass Menschen in den Krieg ziehen, es äußert sich auch im alltäglichen Leben, wenn die Grenzen der Mitmenschen nicht gespürt werden und über sie hinweg gegangen wird. Dann werden energetische oder körperliche “Mikro-Kriege” geführt, die für Menschen mit mangelnder Empathie nicht wahrnehmbar sind oder der Wille zu schwach ist, nicht liebevolle Handlungen einzustellen. Die Grenzüberschreitung und die Missachtung der Würde werden dann zur Normalität. Unsere Beziehungen verlaufen dann nicht im Gleichgewicht. Wir gebrauchen oder sogar missbrauchen uns, anstatt uns energetisch zu nähren und geisitg zu inspirieren. Die Beziehungsqualität verringert sich und die Weichen für toxische Beziehungen werden gestellt.


Wo genau wird der Same für das Böse gesetzt? Das sind die Momente, wo das Wesen von der Liebe abgeschnitten wird. Entschließt sich ein Paar bewusst und liebevoll ein Kind zu zeugen, so wird im Geist bereits eine liebevolle Beziehung zum Kind aufgebaut. Die weibliche und männliche Energie sind präsent im Geist und erzeugen so ein ganzheitliches Informationsfeld. Das geistige Feld bei der Zeugung schwingt bereits hoch und ist liebevoll einladend. Wenn das Geistwesen in den Mutterbauch eintritt und den physischen Körper formt, beginnt das Leben in der Materie. Schon beim Eintritt des Wesens in den noch nicht ausgeformten Körper tritt der Mensch in Beziehung mit der Mutter. Hier ist die Beziehungsqualität - die Bindung - wesentlich, ob das heranreifende Wesen als Mensch sich angenommen oder zurückgewiesen fühlt. Die Fähigkeit der Mutter, das Kind mitfühlend anzunehmen, stellt die Verbindung zur Liebe im Kind schon pränatal her. Schon bei der Körperformung bildet sich das Nervensystem aus und die neuronalen Netze entwickeln sich, so dass eine harmonische Regulationsfähigkeit im Kind und auch als Erwachsener geschaffen wird. Der Körper wird versorgt mit allen Stoffen, welche die Knochen, die Zellen, das Gewebe, die Muskeln, die Organe und ihre Funktionen gesund ausbilden. Im Geist entsteht ein Gefühl von Sicherheit im Kind. Körper und Geist können in Ruhe heranreifen. Fehlt die Bindung zum Kind, hat dies Einfluss auf die Entwicklung des Nervensystems und den Geist. Das Kind bekommt die Information der Bedrohung, da nicht alle lebensfördernden Signale und Stoffe gesendet werden von der Mutter, was die gesunde Ausbildung des Nervensystems beeinträchtigt. Im Informationsfeld des Kindes entsteht der Glaubenssatz, nicht hierher zu gehören und nicht genug zu sein. Das Kind muss sich dann im biologischen Überlebensmechanismus von dem authentischen Bedürfnis nach Liebe abspalten und ein erstes Mangelbewusstsein entsteht im Körper und im Geist.


Auch der Vater hat Einfluss auf die pränatale Entwicklung des Kindes. Ist der Vater nicht mitfühlend präsent beim Kind und der Mutter, hat dies auch Einfluss auf die Mutter und die Entwicklung des Kindes. Die Mutter muss bei der Vaterflucht die männliche und weibliche Energie für das Kind alleine bereitstellen, was biologisch bedingt sehr schwer ist und ein Kraftakt ist. In einer Alleinerziehung, sei es mütterlicherseits und väterlicherseits, sind die mütterlichen und väterlichen Qualitäten durch eine Person zu entwickeln und im Kind zu erwecken. Eine Beziehungsdynamik, die um Gleichgewicht ringt, um den Konflikt beider Qualitäten zu beruhigen.


Die Geburt ist eine Gemeinschaftsleistung von Mutter und Kind und prägt wesentlich, ob wir später im Leben Vertrauen aufbauen können. In uns und in anderen Menschen. Gelingt die Geburt, macht das Kind die frühe Erfahrung, sich auf einen Menschen - die Mutter - verlassen zu können. “Ich schaffe das und ich werde nicht fallen gelassen" ist die lebendige Erfahrung, die sich im Menschen einprägt und auch entscheidend ist, ob wir später in gesunden Beziehungen leben können. Ob wir alles kontrollieren müssen oder auch abgeben und im Team arbeiten können. Die gelingende Geburt und auch die verlässliche Begleitung des Kindes in den ersten Jahren haben Einfluss darauf, wie wir selbst etwas in die Welt setzen, Schöpferkraft entwickeln, eine schwere Aufgabe bewältigen und Projekte abschließen können. Oder ob wir einknicken, wenn es drauf ankommt.

Nach der Geburt ist die Ausbildung des Körpers und die Regulationsfähigkeit noch nicht abgeschlossen. Auch hier ist die mitfühlende Begleitung essentiell, damit der Körper und auch das Kind als Ganzes Sicherheit und Wertschätzung erfährt. Haben die Eltern selbst Zugang zu ihrem authentischen, liebevollen Kern, können sie auch authentisch kommunizieren. Sie können sich einfühlen in die echten Bedürfnisse des Kindes und diese stillen in der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Sei es emotional, körperlich oder geisitg. Die Bedürfnisse des Kindes werden gesund befriedigt mit den natürlichen Begrenzungen der Eltern. Es kommt nicht zu Über- oder Unterstimulation der Bedürfnisse. Die Mitte wird durch Einstimmungsvermögen gehalten und bewirkt, dass der Mensch selbst später die Mitte autonom halten kann, ohne in die Kompensation zu gehen. Die Mitte wurde vorgelebt durch Co-Regulation, sodass sie selbst später bewusst erzeugt werden kann.

Die mitfühlende Begleitung, die Empathie, stellt die Verbindung zur Liebe her. Wir als Menschen werden selbst dadurch mitfühlend, erkennen Grenzen und kommunizieren achtsam. Wird die mitfühlende Begleitung vernachlässigt, so wird das Band zur Liebe auch geschwächt. Im Kind entsteht erst der Protest, weil der Zugang zur Echtheit - der Liebe - verwehrt wird. Das Kind wird irritiert und entwickelt ein gestörtes Verhältnis zur Liebe. Die Glaubenssatz entsteht, dass Liebe in der Beziehung und im Leben geleistet und verdient werden muss. Wird der Protest nicht gehört und dürfen die vitalen Gefühle wie Wut und Empörung nicht ausgedrückt werden, dann werden sie abgespalten. Die Lebendigkeit wird abgespalten und Trauer legt sich unter die Wut. Wir passen uns an und entfremden uns von unserer Authentizität, weil sie nicht bewusst zugelassen wurde in dem Moment, wo sie sich ausdrücken wollte. Ohne die Anbindung an unsere Authentizität fühlen wir uns leer und schal. Die Versuchung, die Leere durch Kompensation zu füllen, steigt.


Substanzen, Arbeit, übertriebene Sportaktivität, Flucht in Beziehungen, Esoterik, physischer und spiritueller Materialismus, toxisches Coaching, Trotzverhalten, Mitläufertum, Systemflucht, zwanghafte Systemtreue, exotische Lebensgestaltung oder generell ein außergewöhnliches Leben werden immer mehr zur Alternative. Wir brauchen in irgendeiner Form das Besondere, um die Leere und die Trauer zu überlagern. Unser gewöhnliches, echtes Menschsein reicht nicht mehr. Es reicht nicht, weil die Anbindung nicht mehr da ist. Wird diese fehlende Anbindung zur Liebe Normalität, nimmt die Verdrehung von Liebe ihren Lauf. Die Menschen auf der Erde pervertieren im Kollektiv. Mitfühlende Menschen können dann denken, sie wären falsch, da sie im gestörten System nicht angepasst sind und weniger mitfühlende Menschen können denken, sie wären auf dem “richtigen” Weg, da sie in ihrer Entfremdung hoch angepasst sind im gestörten System. Ohne Mitgefühl werden wir blind für die Verdrehung der Werte. Gibt es auf einer Erde in Liebe einen vernünftigen Grund, Waffen in die Ukraine zu liefern?

Leben wir im Einklang mit unserer Authentizität - der Liebe - dann fühlen wir uns erfüllt. Von innen heraus und nicht temporär durch das Außen induziert. Die Gelassenheit und der Seelenfrieden ist weitgehend stabil, auch wenn bestimmte Beziehungen oder Umstände im Leben wegbrechen mögen. Wir können mit uns allein sein, ohne einsam zu sein. Unser kreativer Ausdruck berührt. Das Echte berührt, der Schein beeindruckt. Auch werden wir verletzlicher und haben Zugang zu unseren vitalen Gefühlen. Wut und Trauer können wir pur empfinden und zeigen, ohne in den hysterischen Scheinausdruck zu verfallen. Der hysterische Ausdruck muss sich ständig reinszenieren, weil er nicht sättigt. Unser echter Ausdruck löst dagegen. Wir fühlen uns erlöst.

Das Böse bekommt dann Raum, wenn wir unseren liebevollen Kern vergessen haben. Wir sabotieren uns und unser Umfeld unbewusst solange bis wir es gespiegelt bekommen und durch Einsicht bewusster werden. Durch Erkenntnis, oft eingeleitet durch Leidensdruck, erhöhen wir so unsere Herzqualität. Ein Raum, wo Kinder und Menschen sich geborgen und gesehen fühlen, schafft eine Umgebung der Sicherheit und Achtsamkeit. Kinder lernen so spielerisch im eigenen Tempo und Mitarbeiter entwickeln Kreativität und Effektivität auf Basis eines authentischen Füllebewusstseins. Unser Lebensraum wird auch schöner, weil wir das Authentische als schön wahrnehmen. Das, was dann daraus hervorgeht, sei es in der Begleitung von Kindern, in den Produkten oder Dienstleistungen, ist auch wieder authentisch und hat den Klang der Liebe. Die Trennung zwischen Leben und Arbeit weicht immer mehr auf, bis wir im authentischen Leben nicht mehr von Arbeit in dem Sinne sprechen, sondern vom erfüllten Selbstausdruck.


So wie die beseelten Menschen sich von der Liebe entfremdet haben, können sie sich auch wieder an sie erinnern. Andere Wesen mögen den Weg in unsere Entfremdung eingeleitet haben durch mangelndes Mitgefühl und tun es immer noch, weil sie abgeschnitten sind von der Liebe.

Nur den Rückweg in die Liebe dürfen wir selber gehen, wenn wir uns entscheiden, ihn zu gehen. Jeder verwirklicht irgendwann die Liebe, weil nur sie wahr ist. Eine Illusion kann nicht verwirklicht werden. Daran möchte ich dich und mich erinnern aus ganzem Herzen.



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