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Lebensaufgabe



Was ist meine Lebensaufgabe, habe ich mich gefragt und blickte in die Ferne. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass die Frage selbst eine Distanz zu jener schafft. Sie ist in mir schon immer vorhanden gewesen und doch gibt es hier einen Weg zu gehen, um das Offensichtliche zu erkennen. Komme ich in Kontakt mit mir, in mein echtes Menschsein, dann komme ich in meine Lebensaufgabe. Sie zeigt sich, wenn ich nach innen gehe und das in mir würdige, was meine Lebendigkeit verdeckt. Meine tiefste Verletzung ist gleichzeitig die Wurzel meiner Lebensaufgabe. Sie ist die Quelle meines Lebenssinns.


Gefühllosigkeit ist meine Wunde und Mitgefühl ihre Einlösung. Auch wenn es dunkel war in meinem Leben, bin ich für jede dunkle Nacht, jede seelische Narbe und jedes Leid dankbar. Ich sehe es als Gnade und Geschenk Gottes zu leiden. Es hat mich zu ihm geführt, in die Demut und in meinen Frieden. Es hat mich vorbereitet für meine Aufgabe, andere Menschen zu begleiten aus der Dunkelheit in das Licht. Aus der Gefühllosigkeit in das Mitgefühl. Durch das Leiden ist ein Raum in mir entstanden. Raum, der aufgeht, wenn ich jemanden so sein lasse und ihm urteilslos zuhöre. Dazu muss ich gar nicht so weit in die Ferne schauen. Die letzten Tage habe ich einen alten Mannschaftskollegen vom Volleyball und einen anderen Menschen getroffen. Sie haben mir erzählt, was ihnen auf dem Herzen lag und haben sich bedankt. Es durfte sich was lösen. Einfach so. Das macht mich dankbar und erfüllt mich. Wenn ich bereit bin, dann fängt es von alleine an zu fließen. Alles kommt in Ordnung ohne große Gesten. Das Unmittelbare bringt die Feinheit und die Tiefe.


-Die Lebensaufgabe breitet sich aus wie die Wellen eines Tropfen in einem ruhigen See. Sie erklingt im Herzen, zieht Kreise im Freundeskreis und bewegt am Ende des Lebens den See der Liebe.

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